vhh.mobility (Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein) ist neben Hochbahn und S-Bahn das größte Nahverkehrsunternehmen im hvv. In den vergangenen Jahren hat sich das Unternehmen von einem reinen Busbetrieb zu einer Anbieterin von modernen Mobilitätslösungen entwickelt und ist dabei stark gewachsen. Im Interview spricht die Geschäftsführung Dr. Britta Oehlrich und Dr. Lorenz Kasch über die neue Rolle von vhh.mobility und die Notwendigkeit, auch in Zukunft eng mit Aufgabenträgern, Städten und Kreisen zusammenzuarbeiten.
vhh.mobility ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Woran liegt das?
Britta Oehlrich: Hier spielen drei Entwicklungen eine Rolle. An erster Stelle ist natürlich die Leistungsausweitung zu nennen. Dafür brauchen wir mehr Fachpersonal – hinter dem Steuer und in den Werkstätten.
Lorenz Kasch: Wichtig ist auch die Umstellung auf E-Mobilität. Dabei handelt es sich um einen Systemwechsel, den wir im laufenden Betrieb vornehmen. Für die Erschließung der Flächen mit der notwendigen Infrastruktur und das Zusammenspiel mit den E-Bussen haben wir ganz neue Abteilungen geschaffen, zum Beispiel die Bereiche Elektrotechnik und Infrastruktur.
Und die dritte Entwicklung?
BO: Wir haben 2018 mit hvv hop, damals noch unter dem Namen ioki Hamburg, das erste On Demand-Angebot im suburbanen Raum in der Metropolregion Hamburg eingeführt und betreiben es seitdem sehr erfolgreich. Seit 2023 treiben wir zudem im Projekt ahoi gemeinsam mit Projekt-Partnern wie der Stadt Hamburg, der Technischen Universität Hamburg und dem Fraunhofer Institut das Thema autonomes Fahren voran. Diese drei genannten Entwicklungen haben dazu geführt, dass wir im Zeitraum 2017 bis 2024 von über 1.700 Mitarbeitenden auf über 2.500 angewachsen sind.
Wie hat sich die Rolle von vhh.mobility im hvv durch diese neuen Projekte verändert?
LK: Zunächst einmal sind wir im Kern Busbetreiberin und werden das auch bleiben. Wir sind in der Metropolregion Hamburg fest verwurzelt und arbeiten sehr eng und gut mit unseren Aufgabenträgern in Hamburg und den schleswig-holsteinischen Kreisen Pinneberg, Segeberg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg zusammen. Wir sind die verbindende Mobilitätsanbieterin zwischen Stadt und Land. Wenn Sie aber in unsere über hundert Jahre andauernde Unternehmensgeschichte zurückschauen, stellen Sie fest, dass wir schon immer wandlungsfähig gewesen sind.
Inwiefern?
BO: Wir kommen ja von der Schiene. Und heute können wir mit Fug und Recht behaupten, dass wir nunmehr auch eine Anbieterin von modernen Mobilitätslösungen sind. Wir sind stolz auf das Knowhow, das wir uns im Unternehmen aufgebaut haben, und dass wir neue Projekte schnell, pragmatisch und vergleichsweise kostengünstig umsetzen.
Lohnen sich die Investitionen aus Ihrer betrieblichen Perspektive?
BO: Sie sind alternativlos. Ein attraktiver ÖPNV kostet Geld und der Verkehrssektor ist eine zentrale Stellschraube, um die hohe Lebensqualität in der Metropolregion auch für die Zukunft zu sichern. Mehr Leistung bedeutet mehr Teilhabe und Mobilität für alle.
LK: Die E-Mobilität beispielsweise hat sich trotz der vergleichsweisen jungen Technik unter dem Strich in der Praxis bereits bewährt. Unsere Fahrgäste und Anwohner*innen profitieren bereits heute davon. E-Mobilität im Busbereich bedeutet weniger CO2, weniger Stickstoffe, weniger Lärm und mehr Fahrkomfort.
Und für die innovativen Projekte wie hvv hop und ahoi?
BO: Im Umland haben wir in den vergangenen Jahren bewiesen, dass On Demand-Verkehre großes Potenzial haben, um Bestandsangebote verkehrlich zielgerichtet weiterzuentwickeln. Es ist auch richtig, dass wir uns in Hamburg Knowhow im Bereich On-Demand und autonomes Fahren aufbauen. Es wird dabei helfen, die Mobilitätswende zu erreichen. Und zeitgleich dürfen wir aus meiner Perspektive auch ein wenig stolz darauf sein, hier in Hamburg eine Vorreiterrolle einzunehmen.
Sie sprachen von Herausforderungen. Welche sind das?
LK: Trotz aller positiven Erfahrungen handelt es sich bei der E-Mobilität nicht um eine Plug & Play-Lösung. Wir arbeiten eng mit unseren Lieferanten zusammen, um das Zusammenspiel von Betriebsplanung, Infrastruktur und Fahrzeugen weiter zu optimieren. Keine Überraschung dürfte das Thema Fachkräftemangel sein, das betrifft die gesamte Branche. Die finanzielle Planbarkeit und der Finanzrahmen bleiben eine Herausforderung, wenn man sieht, was wir uns vorgenommen haben. Wachstum braucht außerdem Flächen. Zusammengenommen haben die letzten Jahre unsere Organisation stark gefordert, an einigen Stellen auch auf harte Belastungsproben gestellt. Aber gemeinsam haben wir viel erreicht.
Was kommt als nächstes, wird vhh.mobility weiter wachsen?
LK: Unser oberstes Ziel ist es, für unsere Fahrgäste und Auftraggebenden in der Metropolregion eine verlässliche Partnerin zu sein. Langfristig wird in Übereinstimmung mit dem Vorhaben Hamburg-Takt ein weiterer Ausbau der Leistung erfolgen und wir stehen dafür bereit. Gleichzeitig sehen wir auch die Notwendigkeit, gemeinsam Antworten auf die geschilderten Herausforderungen zu finden.
BO: In Sachen finanzielle Planbarkeit sind einmal mehr Faktoren aufgetaucht, die diese erschweren, ich nenne als Beispiel die auslaufende Förderung von Bundesmitteln für die E-Mobilität. Als Geschäftsführung von vhh.mobility stehen wir voll hinter den Zielen der Stadt Hamburg sowie hinter den Zielen der Auftraggebenden in den schleswig-holsteinischen Kreisen Pinneberg, Segeberg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg. Täglich arbeiten wir mit Herzblut daran, diese Ziele zu erfüllen. Gleichzeitig haben wir die Verantwortung, im Blick zu behalten, wie schnell unsere Organisation und die Menschen in die Lage versetzt sind, den voranschreitenden Ausbau zu leisten. In Zukunft müssen politischer Raum, Städte und Gemeinden und Nahverkehrsunternehmen unserem Empfinden nach noch stärker als bisher Hand in Hand arbeiten und an einem Strang ziehen, damit wir in die Lage versetzt werden, unsere Aufgaben zu erfüllen.
Header-Bild: Dr. Britta Oehlrich und Dr. Lorenz Kasch bilden die Geschäftsführung von vhh.mobility.