Hamburger Unternehmen beschäftigen laut Agentur für Arbeit Hamburg insgesamt zu wenig Menschen mit Behinderung in ihren Betrieben. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) steht nach Meinung von Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hamburg, exemplarisch für Betriebe, die sich sichtbar für die gleichberechtige Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben einsetzen.

 

Zur Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben

Die Agentur für Arbeit Hamburg hat die aktuellen Arbeitsmarktdaten auf dem Busbetriebshof der VHH in Schenefeld vorgestellt. Dabei ging es auch um die Beschäftigung von behinderten Menschen. Den gesetzlichen Vorgaben entsprechend, sind laut Arbeitsagentur 5.132 Unternehmen in der Hansestadt mit 20 und mehr Arbeitsplätzen dazu verpflichtet, über 39.800 Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen. Die Realität sieht allerdings anders aus: Fast 12.200 dieser Stellen sind nach Angaben der Agentur für Arbeit Hamburg frei geblieben, so dass die Beschäftigungsquote für Hamburg mit insgesamt 4,2 Prozent im Bundesländervergleich deutlich zu niedrig ausfällt.

„Nicht nur mit Blick auf den Fachkräftebedarf in Hamburg und die demografische Entwicklung fordere ich Personalentscheider auf, ihren Blick auch für diese Gruppe des Arbeitsmarktes zu schärfen und ihnen konkrete Jobs anzubieten. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH steht hier exemplarisch für Betriebe, die sich sichtbar für die gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben einsetzen und sehr gute Erfahrungen mit ihren neuen Mitarbeitenden gemacht haben. Im November 2021 waren in Hamburg 3.500 schwerbehinderte Hamburgerinnen und Hamburger arbeitslos gemeldet, denen ihre Behinderung in den wenigsten Fällen anzusehen ist. 1.600 dieser Arbeitsuchenden sind sehr gut ausgebildet und stehen als Fachkräfte mit Spezialwissen und Expertise jedem Personaler sofort für ein Vorstellungsgespräch zur Verfügung. Rollstühle, besonderer Kündigungsschutz oder hohe Krankheitszeiten müssen raus aus den Köpfen und einer vorurteilfreien Einstellungspraxis weichen“

Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung in der Agentur für Arbeit Hamburg

 

VHH fördert vorurteilsfreies Arbeitsumfeld

Die VHH beschäftigt rund 2.240 Mitarbeitende an insgesamt 13 Standorten. Mit über 160 Linien und fast 700 Fahrzeugen in der Metropolregion Hamburg ist die VHH Norddeutschlands zweitgrößtes Verkehrsunternehmen. Das Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, Weltoffenheit, verbunden mit Akzeptanz und gegenseitiger Wertschätzung zu fördern. Deshalb unterschrieb die VHH bereits 2010 die Charta der Vielfalt. Deren Umsetzung hat zum Ziel, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Vorurteilen ist. Alle Menschen sollen Wertschätzung erfahren – unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung und Identität.

Die VHH als Arbeitgeberin sieht zum Beispiel autistische Mitarbeitende als große Bereicherung. Dem Unternehmen ist es wichtig, Stellen anzubieten, die auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Die VHH möchte individuelle Lösungen finden, um Personen im Autismus-Spektrum die Möglichkeit zu geben, ihr Potential auszuschöpfen und ihre Stärken für das Unternehmen einzusetzen.

 

VHH bietet Menschen mit autistischem Hintergrund Perspektive

Auch als Auszubildende sind autistische Menschen bei der VHH willkommen. Während der Ausbildung wird darauf geachtet, dass sie ihre Interessen vertiefen können. In individuellen Absprachen werden gemeinsam die Aufgaben geplant.

„Die VHH macht seit 2015 sehr gute Erfahrungen mit Auszubildenden, die einen autistischen Hintergrund haben. Wir nehmen sie als sehr engagierte Mitarbeitende wahr, die über ein hohes Maß an Konzentrationsfähigkeit und ein hervorragendes Gedächtnis verfügen. Damit sie bei der VHH ihr ganzes Potential ausschöpfen können, bieten wir ihnen unter anderem eine spezielle Betreuung während der Ausbildung an. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Einrichtungen werden sie zum Beispiel sozialpädagogisch und psychologisch betreut.“

VHH-Ausbilder Jan Fuhrman

Inzwischen haben zwei Mitarbeitende mit autistischem Hintergrund ihre Ausbildung bei der VHH erfolgreich abgeschlossen. Sie sind heute in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis in dem Unternehmen tätig. Aktuell befinden sich vier Autisten in der Ausbildung des Unternehmens. Zwei von ihnen lernen den Beruf der Kaufleute für Verkehrsservice, einer absolviert die Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb und einer zum Mechatroniker.