Hamburg ist eine Stadt am Wasser. Ob der Elbstrand hinter Övelgönne und das Falkensteiner Ufer ganz im Westen, oder die Vier- und Marschlande im Osten: Die Menschen, die in der Hansestadt leben, lieben die Nähe zum Wasser. Doch das Leben am Wasser kann nicht nur schön, sondern manchmal auch rauh sein. Insbesondere in den Herbst- und Wintermonaten kann sich die Elbe von ihrer bedrohlichen Seite zeigen. Dann muss man auch schon mal mit einer Sturmflut in Hamburg rechnen. Wenn bei lang anhaltendem Sturm aus dem Westen das Wasser aus der Elbe nicht abfliessen kann und mit der nächsten Flut weiteres Wasser in den Fluss drückt, dann steigt der Wasserpegel in Hamburg erheblich an. Warum hier im Ernstfall die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) eine wichtige Rolle spielt, das erklären wir hier im VHH-Blog…
Wann spricht man von einer Sturmflut?
Bei einer Sturmflut verursacht starker Wind das Ansteigen des Wassers an der Meeresküste und in den Flussmündungen im Küstengebiet. Die Wasserstände überschreiten dann einen bestimmten Wert. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) spricht für Emden, Bremen und Hamburg von einer Nordseesturmflut, wenn der Wasserpegel 1,5 bis 2,5 Meter über dem Mittleren Hochwasser (MHW) ansteigt. Von einer schweren Sturmflut wird gesprochen, wenn der Wasserpegel 2,5 bis 3,5 Meter über MHW steigt. Alles über 3,5 Meter wird als sehr schwere Sturmflut bezeichnet.
Sturmfluten treten im Hamburger Gebiet verstärkt im Frühjahr und im Herbst auf. Die Westküste Deutschlands ist, nach Ansicht des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie, eines der am stärksten von Sturmfluten bedrohten Gebiete weltweit. Durch die Geographie der Nordseeküste und den Trichtereffekt der Elbmündung treten Sturmfluten hier besonders häufig auf.
Wenn mit einer Sturmflut in Hamburg zu rechnen ist
Nach der schweren Sturmflut 1962, bei der die Deiche brachen und viele Hunderte Tote zu beklagen waren, hat die Stadt Hamburg viel in den Hochwasserschutz investiert. Die Deiche wurden ausgebaut und erhöht. Permanent wird die Sicherheit der Deichanlagen und Absperrmaßnahmen überprüft und verbessert. Neben baulichen Maßnahmen, die Hamburg vor Überflutung schützen sollen, gibt es für den Ernstfall – also im Falle eines Deichbruchs – weitere Institutionen und Maßnahmen, die für die Sicherheit der Bevölkerung sorgen. Für die Vier- und Marschlande spielt in dem Fall die VHH eine wichtige Rolle.
Die Vier- und Marschlande sind eine knapp 13.000 Hektar umfassende Landschaft im Südosten Hamburgs, gelegen zwischen Bergedorf und der Elbe. Die Dove- und Goseelbe durchziehen das Gebiet. Südlich begrenzt werden die Vier- und Marschlande durch eine Hauptdeichlinie, die von Borghorst bis in die Innenstadt entlang der Elbe verläuft. Bei Sturmflut läuft nicht nur der Hamburger Fischmarkt voll. Auch entlang der Deichlinie staut sich das Wasser. In den letzten Jahrzehnten haben die Deiche den Fluten stets standhalten können. Das wird durch permanenten Ausbau und Pflege der Anlagen auch künftig so bleiben. Trotzdem muss man für alle Fälle vorbereitet sein, falls es zu einer Sturmflut in Hamburg kommt, die so stark ist, dass die Deiche überspült werden.
Die Sturmflut-Sammelstellen
Wer in den Vier- und Marschlanden auf den Bus wartet, dem sind vielleicht schon Haltestellen mit dem Zusatzschild „Sammelstelle bei Sturmflut“ aufgefallen. Heute sind die Deiche natürlich viel höher und stabiler gebaut als früher. Die Gefahr, dass eine Sturmflut die Region so stark verwüstet wie 1962, ist viel geringer. Aber es ist trotzdem wichtig, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Aus diesem Grund sind 27 VHH-Bushaltestellen im Landgebiet mit dem Sammelstellen-Hinweis ausgestattet. Im Falle einer schweren Sturmflut – verbunden mit der Anordnung der Behörden zur Evakuierung – sollten sich die Anwohner an diesen Punkten einfinden, um an einen sicheren Ort evakuiert zu werden.
Im Krisenfall kommen Sonderbusse zum Einsatz
Für den sicheren Transport im Krisenfall sorgen die Busse der VHH. Bei einer schweren Sturmflut sitzt ab einer gewissen Gefahrenstufe auch ein*e Mitarbeiter*in der VHH im Krisenstab – aktuell ist es Dieter Pargmann. Als Ausbildungsleiter kümmert er sich eigentlich um die Azubis bei der VHH. Zugleich ist er aber auch im Katastrophenfall der Kontaktmann zu den Behörden. Er sorgt dafür, dass die VHH-Leitstelle bis zu 35 angeforderte Sonderbusse zu den Sammelpunkten disponiert. Mit den Betriebsabläufen der VHH ist er dabei bestens vertraut, denn er war selbst viele Jahre als Disponent in der VHH-Leitstelle tätig.
Die VHH ist übrigens stets auf den Notfall vorbereitet, wie Dieter Pargmann betont:
„Damit die Abläufe im Gefahrenfall routiniert sitzen, werden regelmäßig Übungen angesetzt, bei denen das Katastrophenszenario geprobt und danach analysiert wird. Daran nehmen, neben der VHH, auch Vertreter*innen von der Feuerwehr Hamburg, Polizei, THW, DRK, DRLG und des Bezirksamts Bergedorf teil. Sie bilden den Regionalen Katastrophendienst (RKD). Zum Glück ist der Ernstfall bislang nicht eingetreten.“
Achtet beim nächsten Ausflug in den Vier- und Marschlanden doch mal auf die Haltestellen. Es ist zwar nicht jeder Haltemast mit dem Hinweis „Sammelstelle bei Sturmflut“ versehen, doch vielleicht entdeckt ihr den einen oder anderen.