
Harburger*innen entwickeln Verhaltenskodex für die Fahrt im autonomen Shuttle
ahoi Projekt News | 31.07.2025
In naher Zukunft werden autonome On-Demand-Shuttles im öffentlichen Personennahverkehr eingesetzt. Ein Teil der Harburger hvv hop Flotte wird selbständig, ohne Fahrpersonal fahren. Infolgedessen wird sich auch das Miteinander der Fahrgäste ändern. Denn wenn kein Fahrer oder keine Fahrerin mehr an Bord ist, um beispielsweise in Konfliktsituationen zu helfen, werden Respekt, Toleranz und Rücksichtnahme wichtiger denn je. Welches Verhalten wünschen wir uns also von unseren Mitmenschen bei einer Fahrt im autonomen On-Demand-Shuttle? Diese Frage haben sich die Harburger*innen in der zweiten Runde der Bürger*innenbeteiligung im Projekt ahoi gestellt und einen Verhaltenskodex erarbeitet.
Zweite Bürger*innenbeteiligung im Projekt ahoi
Am 01. März 2025 startete die zweite Bürger*innenbeteiligung des Projektes ahoi in Harburg. Insgesamt fünf Beteiligungsrunden sind im Rahmen des Innovationsprojektes mit Forschungscharakter geplant – jede zu einem bestimmten Fokusthema. Dieses Mal stand die Erstellung eines Verhaltenskodex für die Fahrt im autonomen On-Demand-Shuttle auf dem Plan. Stellvertretend für alle Harburger*innen trafen sich an diesem Samstag 15 engagierte Bürger*innen im Veranstaltungsraum des Hotel Panorama Hamburg-Harburg.

Die Bürger*innen erarbeiten Situationen, die Fahrgäste im autonomen Shuttle als unangenehm empfinden könnten.
Welche Situationen erfordern Verhaltensregeln?
Nach einer Einführung in das Projekt – für alle neuen Gesichter in der Runde – und der Vorstellung des Fokusthemas wurden in Kleingruppen zunächst Situationen erarbeitet, die „Verhaltensregeln" erfordern könnten. Eine Gruppe definierte Situationen, die Fahrgäste als unangenehm empfinden. Dazu zählen laut den Teilnehmer*innen u. a. starke Gerüche, der Konsum von Drogen oder Alkohol oder das Hinterlassen von Müll im Fahrzeug. Eine weitere Gruppe beschäftigte sich mit Situationen, die zu Konflikten führen können, wie z. B. Uneinigkeiten bei der Platzbelegung, lautes Telefonieren oder Musikhören, die Aufnahme von Fotos oder Videos im Fahrzeug und Sachbeschädigung. Gruppe drei fokussierte sich auf Situationen beim Ein- und Ausstieg. Fehlende sowie ungewollte Hilfe beim Ein- oder Ausstieg für Menschen mit Behinderung, das Blockieren des Weges oder auch der Zustieg von nicht angemeldeten Passagieren wurden hier genannt. Im Anschluss wurden alle Situationen gesammelt, vorgestellt und priorisiert.

Bei Rollenspielen in einem hvv hop Shuttle werden mögliche Konfliktsituationen nachempfunden und Verhaltensregeln daraus abgeleitet.
Einprägsam und humorvoll anstatt mit erhobenem Zeigefinger
Bei der zweiten Veranstaltung am 26. April 2025 versetzten sich die Bürger*innen gezielt in die von ihnen ausgewählten (Konflikt-) Situationen, sowohl gedanklich als auch in Form von Rollenspielen in einem hvv hop Fahrzeug. Daraus wurden dann Regeln und Leitsätze abgeleitet und gemeinsam als Verhaltenskodex verschriftlich.
„Im Verhaltenskodex stellen die Bürgerinnen und Bürger nicht nur Forderungen gegenüber anderen auf. Sie geben selbst das Versprechen ab, sich respektvoll und umsichtig zu verhalten", erklärt Michelle Mittmann, Referentin für Bürger*innenbeteiligung bei vhh.mobility.
Auch wurde bereits gebrainstormt, in welcher Form der Verhaltenskodex den Fahrgästen zugänglich gemacht werden soll. Der Wunsch unserer Teilnehmer*innen: die Leitsätze sollten sich reimen. So sollen sie noch einprägsamer sein und den Fahrgästen auf humorvolle und spielerische Art und Weise, anstatt mit erhobenem Zeigefinger, nähergebracht werden. Zusätzlich zum ausgedruckten Verhaltenskodex im Fahrzeug sowie zum Download auf ahoi-projekt.de, wurden sich kurze Videoclips gewünscht, in denen die Verhaltensregeln präsentiert und erklärt werden – gerne auch durch ein ahoi-Maskottchen. Eine weitere Idee war eine digitale Schulung zum Verhaltenskodex in der hvv hop App, ggf. in Verbindung mit einem Gewinnspiel.

Die Teilnehmenden überlegen, wie man den Verhaltenskodex den Fahrgästen näherbringen kann.
Umgang mit Diskriminierung und Rassismus liegt Schüler*innen besonders am Herzen
Die Besonderheit in der zweiten Bürger*innenbeteiligung war die erstmalige Einbindung von Schüler*innen. Am 07. Mai 2025 gestaltete das ahoi Team zusammen mit den hvv Schulprojekten einen Workshop für Schülerinnen und Schüler der Schule Maretstraße in Hamburg-Harburg. Die 13- bis 14-Jährigen erarbeiteten ebenfalls mögliche Konfliktsituationen in autonomen On-Demand-Shuttles und entwickelte daraus Verhaltensregeln. Unseren Schüler*innen lag besonders das Thema Diskriminierung und Rassismus am Herzen, welches daraufhin in Form eines zusätzlichen Leitsatzes in den Verhaltenskodex mit aufgenommen wurde: „Im Herzen bunt – das sind wir. Alle sind willkommen hier."

Die Ergebnisse der Schüler*innen der Schule Maretstraße: Plakate mit den Verhaltensregeln, die sie sich im autonomen Shuttle wünschen.
Verhaltenskodex für ein rücksichtsvolles Miteinander
Das Ergebnis aller Veranstaltungen ist ein Verhaltenskodex bestehend aus acht Verhaltensregeln bzw. Leitsätzen, die für ein respektvolles, höfliches, tolerantes und rücksichtsvolles Miteinander im autonomen Shuttle sorgen sollen. Derzeit wird durch das Projektteam geprüft, in welcher Form die Verhaltensregeln den zukünftigen Fahrgästen vermittelt und die Vorschläge der Bürger*innen umgesetzt werden können.
Michelle Mittmann freut sich über das erneute Engagement der Harburger Bürger*innen: „Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich bei allen Teilnehmer*innen herzlich zu bedanken. Das Ergebnis, der Verhaltenskodex, ist klasse geworden. Unsere Fahrgäste werden sich nicht nur gern daran halten. Sie werden beim Lesen ganz sicher auch mal schmunzeln müssen."