Autonomes Fahren und die Mobilität von morgen – Highlights der mobility move 24
ahoi Projekt News | 15.04.2024
Die mobility move ist Deutschlands größte Konferenz für straßengebundene öffentliche Mobilität und Treffpunkt der Branche. Neues Fokusthema der Veranstaltung war in diesem Jahr u. a. das autonome Fahren. Das Team von ahoi („Automatisierung des Hamburger On-Demand-Angebots mit Integration in den ÖPNV“) präsentierte das Projekt und erste Ergebnisse in verschiedenen Vorträgen und Panels. Konrad Polster von vhh.mobility und Jan Brandstetter vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV) waren ebenfalls vor Ort und haben ihre Highlights der mobility move im Interview für uns zusammengefasst.
Konrad Polster und Jan Brandstetter im Interview
Vom 5. bis 7. März fand die 15. Ausgabe der VDV-Elektrobuskonferenz unter dem neuen Namen und Konzept „mobility move“ in Berlin statt. Wie hat Ihnen die mobility move 2024 gefallen? Was waren die Highlights?
Konrad Polster: Für mich war es die erste mobility move und mir hat es sehr gut gefallen – vom ersten Tag an. Die Atmosphäre war großartig und es fühlte sich sehr familiär an. Meine Highlights waren natürlich die Vorträge im Bereich autonomes Fahren aber auch der Austausch mit den verschiedenen Partner*innen und mit den Vertreter*innen der Hersteller war außerordentlich spannend und ergiebig.
Jan Brandstetter: Als Vertreter des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) kann ich die Frage nur mit größter Zufriedenheit beantworten. Die Veranstaltung liegt mir besonders am Herzen. Europaweit gibt es keine bessere Networking-Veranstaltung als die mobility move. Die Kombination aus Messe und Konferenz macht das Angebot nahezu perfekt. Selbstverständlich existieren auch Verbesserungsmöglichkeiten, an denen wir kontinuierlich arbeiten, um uns weiterzuentwickeln.
Das Motto der mobility move lautet „Mobilität von morgen anfassen und erleben“. Wie sieht die Mobilität von morgen für Sie aus?
Konrad Polster: Die Mobilität von morgen ist für mich vor allem eine große Einheit aus vielen verschiedenen Arten von ÖPNV. Die vielen unterschiedlichen Angebote, die es schon gibt, ob Linienverkehr, On-Demand, Mikromobilität oder Car-Sharing, müssen noch mehr vernetzt werden. Ein großes Thema für die Mobilität von morgen ist natürlich das autonome Fahren. Ohne diese Technologie werden wir die Mobilitätswende nicht voranbringen können. Denn uns fehlt zum einen das Personal und zum anderen können wir mit autonomen Diensten vor allem die Gebiete erschließen, die nicht so gut angebunden sind.
Jan Brandstetter: Die Mobilität von morgen zeichnet sich durch Innovation, Nachhaltigkeit und Vernetzung aus. Es gibt noch einige Schlüsselaspekte, an denen wir gemeinsam als ÖPNV-Branche arbeiten müssen, um die Zukunft der Mobilität zu gewährleisten. Dazu gehören zum Beispiel die Elektrifizierung des Verkehrs, das autonome Fahren, Shared Mobility, integrierte Mobilitätsplattformen, nachhaltige Stadtplanung, innovative Transportmittel oder umweltfreundliche Technologien.
Autonomes Fahren ist seit diesem Jahr eines der Fokusthemen der mobility move. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Konrad Polster: Das ist absolut gerechtfertigt, denn autonomes Fahren wird einen großen Anteil der Mobilität von morgen ausmachen. Darum ist es umso wichtiger, dass dies ein Fokusthema ist und bleibt. Wir sind alle sehr motiviert aber auch noch unerfahren und in den Anfängen. Darum ist ein Austausch in der Branche sehr wichtig und dies ist auf der mobility move sehr gut gelungen.
Jan Brandstetter: Die Entwicklung geht voran. Nicht in dem Tempo, in dem wir es uns wünschen würden, aber wir als Branche arbeiten doch sehr hartnäckig und konsequent an den Themen rund um das autonome Fahren. An Projekten wie ahoi oder KIRA sieht man, dass hier bereits die Hausaufgaben der Zukunft gemacht werden.
Konrad Polster während einer Panel Diskussion auf der mobility move 24.
Bild: VDV / Markus Bollen
Wie ist der aktuelle Stand beim autonomen Fahren in Deutschland? Welchen Eindruck haben Sie durch die Formate auf der mobility move erhalten?
Konrad Polster: Meinem Eindruck nach ist die Motivation, autonomes Fahren umzusetzen, bei den Betreibern und Herstellern sehr hoch. Durch die Vorträge und den Austausch wurde ersichtlich, dass es mit großen Schritten in diese Richtung geht. Doch wir haben noch viele Herausforderungen auf beiden Seiten zu meistern. Ich bin mir sicher, wenn wir weiterhin so gut und eng zusammenarbeiten, werden wir das Ziel erreichen.
Es waren auch Vertreter*innen internationaler Unternehmen vor Ort. Wie ist der Stand in anderen Ländern?
Konrad Polster: Das autonome Fahren ist in den USA und China weiter als in Europa. Sie haben jedoch auch einen anderen Ansatz. Der Fokus liegt hier mehr auf „Robotaxis“, welche in den deutschen Städten zu keiner Verbesserung führen würden, da sie keine PKW ersetzen können. Was aber zum Beispiel Waymo in den USA leistet, ist sehr beeindruckend. Sie fahren schon ohne Sicherheitsfahrer*innen im öffentlichen Verkehr. Das Unternehmen ist hier jedoch auch ein großes Risiko eingegangen. Ich glaube, Europa und auch Deutschland sind hier etwas vorsichtiger und bringen die Technik ausgereifter auf die Straße. Den ersten Schritt muss man jedoch immer gehen und sich trauen, dies umzusetzen.
Jan Brandstetter: Leider muss man sagen, dass andere Länder uns einen kleinen Schritt voraus sind, was sich aber auch nur schwer vergleichen lässt. Wir in Deutschland arbeiten im Bereich autonomes Fahren an einer ÖPNV-Lösung – sprich Inklusion in allen Aspekten. Das macht es im ersten Moment komplexer, wird sich aber auf lange Sicht auszahlen.
Herr Polster, auf der mobility move waren neben ahoi weitere Projekte zum autonomen Fahren anwesend. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede konnten Sie zwischen den Projekten feststellen?
Konrad Polster: Die verschiedenen Projekte haben alle ähnliche Ziele. Natürlich unterscheiden sie sich in der Umsetzung. Ein großer Unterschied im Projekt ahoi ist die Integration in eine manuelle Flotte. Die meisten Projekte wollen eine eigene autonome Flotte aufbauen und diese nicht in einen bestehenden Betrieb integrieren. Die Herausforderungen sind für alle ähnlich. Die größte dabei ist die Beschaffung der Fahrzeuge. Den Projekten, die keinen Hersteller im Konsortium haben, fällt es ähnlich schwer, einen geeigneten Hersteller zu finden.
Wir bedanken uns für das Gespräch und freuen uns schon jetzt auf die nächste mobility move.