
Was macht eine Technische Aufsicht für autonome Fahrzeuge?
ahoi Projekt News | 10.10.2025
Autonomes Fahren ist keine Zukunftsmusik mehr – bei uns wird es Realität. In diesem Jahr hat Patrick Seitz seine neue Stelle als Technischer Aufseher für autonome Fahrzeuge bei vhh.mobility angetreten. Das autonome Fahren schafft neue Rollen. Eine davon: der Technische Aufseher für autonome Fahrzeuge. Diese Position ist gesetzlich vorgeschrieben und spielt eine wichtige Rolle für die Sicherheit im Betrieb der autonomen On-Demand-Shuttles. Im Interview haben wir mit Patrick Seitz über seine neue Position gesprochen.
Einblicke in den künftigen Arbeitsalltag
Was genau macht ein technischer Aufseher für autonome Fahrzeuge und warum braucht man diese Rolle?
Patrick Seitz: Die technische Aufsicht ist vom Gesetzgeber für den Regelbetrieb autonomer Fahrzeuge vorgeschrieben. In meiner Aufgabe bin ich für diverse Themen rund um den Betrieb der autonomen Fahrzeuge zuständig. Vorranging die Fernüberwachung mehrerer Fahrzeuge inkl. Freigabe von besonderen Fahrmanövern, die das Fahrzeug nicht eigenständig durchführen kann. Zusätzlich kommen das Sicherstellen der Einhaltung von Gesetzesrichtlinien und weitere absichernde Themen wie die Dokumentation hinzu.
Wie wird Ihr Arbeitsalltag voraussichtlich aussehen?
Patrick Seitz: Aktuell lerne ich das Projekt ahoi, die Fahrzeuge und alles, was dazugehört, kennen. In der Projektzeit wird dann der Fokus noch darauf liegen, die Systeme und Prozesse gemeinsam zu entwickeln und zu testen. Später werde ich vermutlich in der integrierten Leitstelle sitzen und mich um alle technischen Belange, welche im Betrieb der autonomen Busse auftreten, kümmern. Da es diese Stelle im realen Einsatz bisher noch nicht gab, wird sich im Projektverlauf zeigen, welche Aufgaben dabei bei mir liegen und welche bei anderen Kolleginnen und Kollegen. Hier müssen wir sehen, wo z. B. die Kommunikation mit Fahrgästen oder die Abfahrkontrolle am besten angesiedelt ist.
Abgrenzung zur Rolle des Sicherheitsfahrpersonals
Was sind typische Situationen, in denen Sie eingreifen oder Entscheidungen treffen müssen?
Patrick Seitz: Wenn das Fahrzeug selbst in einer Situation nicht weiterweiß, gibt es mehrere Handlungsoptionen und es fordert die technische Aufsicht zu einer Entscheidung auf. Das kann passieren, wenn ein Falschparker die Straße blockiert und für die Weiterfahrt eine durchgezogene Linie überquert werden müsste. Wenn es innerhalb der eigenen Systeme einen Fehler entdeckt, versetzt es sich in einen sogenannten „risikominimalen Zustand“. Das bedeutet, dass es das Warnblinklicht aktiviert und mit Schrittgeschwindigkeit bis zu einem Ort fährt, an dem es sich sicher abstellen kann. Dieser Zustand soll für alle (Fahrgäste, Passanten, Umgebung und den Bus selbst) möglichst sicher sein. Und jetzt ist nur die technische Aufsicht dazu befugt das Fahrzeug, mit vorheriger Überprüfung der Situation und des Fahrzeugzustandes, aus diesem Zustand wieder herauszuholen.
Im Fahrzeug wird anfangs noch ein Sicherheitsfahrpersonal dabei sein. Wie unterscheiden sich die Aufgaben einer technischen Aufsicht von denen des Sicherheitsfahrpersonals?
Patrick Seitz: Das Sicherheitsfahrpersonal sitzt während der Fahrt im Fahrzeug, überwacht dieses vom Fahrerplatz aus und kann jederzeit manuell eingreifen. Dies ist gerade zu Beginn noch wichtig, bis wir alle Systeme gut kennen und ihnen nachweislich vertrauen können. Die technische Aufsicht hingegen sitzt in der integrierten Leitstelle, überwacht die Fahrzeuge aus der Ferne und reagiert, wenn vom Fahrzeug selbst eine Situation gemeldet wird, in der es Unterstützung braucht. Dabei wird die technische Aufsicht aber nicht mehr das Fahrzeug selbst steuern, sondern nur noch vorgeschlagene Fahrmanöver freigeben. Zudem hat die technische Aufsicht noch viele weitere Themen, die über die reine Überwachung hinausgehen, wie oben schon beschrieben.
Chancen und Potenziale des autonomen Fahrens
Was finden Sie am autonomen Fahren besonders spannend?
Patrick Seitz: Hier möchte ich gerne zwei verschiedene Bereiche unterscheiden. Zum einen das autonome Fahren im eigenen PKW. Hier bietet es die Chance der Entlastung der fahrenden Person und einen deutlichen Sicherheitsgewinn. Dies kann gerade bei ermüdenden Situationen wie langen Autobahnfahrten eine Hilfe sein und fördert die Sicherheit ungemein, da es Probleme wie Sekundenschlaf nicht mehr gibt. Außerdem kann eine deutliche Entlastung in hochkomplexen Verkehrssituationen, wie dem Stadtverkehr, geschaffen werden. Durch autonome Fahrfunktionen geschehen hier dann weniger Fehler und damit auch weniger Unfälle. Ein weiterer Nebeneffekt kann sein, dass die ansonsten fahrende Person sich anderen Aufgaben widmen kann und sich während der Fahrt um das eigene Kind kümmern oder bereits mit der Büroarbeit beginnen kann, bevor sie überhaupt im Büro ist.
Zum anderen möchte ich die Situation im öffentlichen Verkehr betrachten, wie wir es jetzt mit dem ahoi Projekt umsetzen. Hier bietet das autonome Fahren noch weitere Vorteile wie eine deutlich effizientere Platznutzung des beschränkten Verkehrsraums, den wir haben. Zusätzlich bietet es die Möglichkeit, bisher wenig erschlossene Gebiete besser abdecken zu können.
Vielen Dank für die spannenden Einblicke und noch einmal herzlich Willkommen.